Amadeus Furrer

Das Übertragen eines Modells auf einen Steinblock und die damit verbundene nötige Präzision ist eine Frage von Technik und Können. Das Kopieren ist nicht mein Ding und so kommt es dann, dass das Modell einzig Ausgangspunkt und Beginn der Arbeit im Stein ist. Die Maquette ist Grundlage dafür, um Fixpunkte im Steinblock festzulegen, die mit dem entsprechenden Multiplikator berechnet, für die gewünschte Vergrösserung sorgen. Während der ganzen Dauer des Steinhauens bleibt die Maquette in Sichtweite und dient als "Ideenstütze". Eine unvermeidliche Eigendynamik stellt sich ein, abhängig vom Steinmaterial und seinen Eigenschaften: Wuchsrichtung des Steines, Einschlüsse mit anderer Materialisierung, bei Kalkstein typischerweise Versteinerungen von Würmern , Muscheln und dergleichen, aber auch potentielle Rissbildungen. Der Stein hat auch noch sein Wörtchen mitzureden. Für mich als Künstler aber ist von entscheidender Bedeutung, dass ich bei der Bearbeitung des Steines noch formgebend tätig sein und mein schöpferisches Talent ausleben kann. Die Oberflächen sind bei meinen Werken ausschliesslich geschliffen. So werden die entscheidenden Elemente wie, Volumen, Leerräume, spannungsbildende Kantenverläufe klar sichtbar und verstecken sich nicht hinter effekthaschenden Oberflächenbearbeitungen.

Die Mehrzahl der Betrachter meiner Skulpturen können dem Impuls, die Werke anzufassen, nicht widerstehen. Diese Verführung zu sehen, diese Wirkung bei den Betrachtern zu spüren, kommt für mich als Künstler einer tiefen Befriedigung gleich. Aus einem kalten Stück Urmaterie wird durch mein Zutun eine beachtete Skulptur. Der Metamorphose der Raupe zum Schmetterling gleich, entsteht immer wieder ein Stück transformierten Steins, das den Betrachter anzieht und beglückt. Solcher positiven Erfahrungen wegen, gewinne ich als Künstler viel Kraft und Freude für einen wahrhaft steinigen Weg.